
Der Gelähmte empfindet das Verlassen seines Rollstuhls, an dem er „gefesselt“ ist als Freiheit. Der Gefangene das Verlassen seines Gefängnisses. Der ans „Haus gefesselte“ das Verlassen seinen Hauses. Der hinter dem „eisernen Vorhang“ Lebende empfand die Freiheit im Verlassen seines Landes. Der an seinem Arbeitsplatz gefesselte empfindet sie im Urlaub oder im Ruhestand. Der Reiche, der schon die ganze Welt bereiste, kauft sich bei der NASA ein um per Raumschiff einmal unseren Planeten verlassen zu können. Letztendlich will er uns auch damit beweisen, wie frei der materielle Reichtum tatsächlich macht - man kann sich schlechthin alles kaufen was für uns erstrebenswert ist: sogar (und vor allem) die von uns als höchstes Gut „gehandelte Ware“ Freiheit.
Der Selbstmörder jedoch, der auf dem Höhepunkt seiner Verzweiflung seinen eigenen Körper als Gefängnis entdeckt, befreit sich davon durch Freitod und gibt damit seine Erkenntnis über die schmerzliche Enge unseres tatsächlichen Gefängnisses auf drastischste Weise zum Ausdruck.
Bei Jenen, die sich im Kampf um das physische Überleben befinden, ist die Selbstmordrate jedoch keineswegs höher als bei Jenen, die zwar alles haben und dennoch (oder gerade deshalb?) ihre innere Leere mit der Unlösbarkeit der Sinnfrage gleichsetzen als Fazit eine lebenslange Unfreiheit befürchtend, die Freiheit nehmen, die seinem Leiden selbst ein Ende zu machen. Doch sie sind auf Entdeckungsreise durch die Angst zu weit und doch nicht weit genug gegangen.
„Warum in die Ferne schweifen, sieh das Gute liegt so nah....“ diesen Satz kann man nicht nur für den Übergriff Glück anwenden (zu dem wir im hohen Maß auch unsere Freiheit zählen), denn wären wir unfrei, wir könnten bis ans Ende der Welt gelangen - d i e - Freiheit würden wir nirgendwo finden.
In der Zivilisation ist die Sklaverei offiziell seit einiger Zeit abgeschafft. Wieso fühlen wir uns aber gerade heute mehr denn je als Sklave? Als Sklave unserer Arbeit, unserer Familie und anderen Mitmenschen, unserer Gesellschaft, unseres Staates unseres Geldes und des damit verbundenen Konsumverhaltens. Wir pflegen unsere Besitztümer, Einrichtungsgegenstände, Autos.... und vor allem unser Image, ja, manche polieren solange an ihrem Image bis sie nur noch fürs Reinigungspersonal gehalten werden.
Ist das nicht paradox? Das Land, in dem Freiheit am größten geschrieben wird, das mit den sogenannten unbegrenzten Möglichkeiten, ist auch das Land mit dem größten Image-Irrglauben. Doch eine überdimensionale Statue macht noch keine Freiheit und jedes Image trägt schon die Narben seiner Zerbrechlichkeit in sich wenn es entsteht. Wenn es vergeht, bleibt uns höchstens noch die Freiheit, unseren eigenen Scherbenhaufen wegzukehren.
Einige Jährchen ist es her, da lagen sich Ossis und Wessis in den Armen und sangen mit bewegter Stimme „Einigkeit und recht und Freiheit für das deutsche Vaterland“. Die Karikaturisten hatten Hochkonjunktur und zeichneten eine etwas schmalbrüstige erwartungsvoll noch oben lächelnde Ossibraut und einen überlegen nach unten lächelten Wessibräutigam, deren satter Bierbauch nur von der dicken Brautgeschenkbrieftasche, die aus seiner Weste hervorquoll, überboten wurde. Der Polterabend vom 09.11.1989, die Hochzeit am 03.10.1990 - alles Schnee von gestern, wie bei den meisten Ehen, die mit Erwartungshaltung eingegangen werden, ist die Ernüchterung eingekehrt und die Enttäuschung.
Enttäuschung ist das Ende einer Täuschung. Das Merkwürdige an Enttäuschungen ist, dass sie uns mehr Schmerzen als die Täuschung. Ja, wir würden uns wesentlich lieber unser Leben lang an eine vertraute Täuschung klammern, als uns in die unvertraute Freiheit der beendeten Täuschung zu begeben. Denn das Ende einer Täuschung ist auch das Ende einer Selbsttäuschung, das Ende eines Images.
„Tue Gutes und erwarte keine Dankbarkeit....“ dieser Satz wird oft etwas verbittert von einem - vermeintlichen - Geber ausgesprochen, der vom - vermeintlichen - Nehmer nicht vergleichbar Gutes zurückbekam.
„Du sagst, du hat es gut gemeint, doch was hast du mit g u t gemeint erwidert etwas verschreckt der Nehmer. Ist das „Gute“ nichts anderes als ein Tauschgeschäft nach dem Motto: Ich gebe dir, wovon ich meine, es ist d a s B e s t e für dich, dafür erwarte ich von dir, dass du d e i n Bestes mir gibst.....
Dann wird Geben zur Manipulation und erzeugt Abhängigkeit und Abhängigkeit ist das Gegenteil von Freiheit. Die reine Freude am Geben - dies ist unser eigentliches Geschenk. Denn wer schon das Echo erwartet bevor wir überhaupt zu Jodeln anfangen, hätte besser den Mund gehalten.
Erweitern wir die einstigen Gedanken der Menschenketten bildenden Demonstranten: Stell dir vor, es gibt Krieg und keiner geht hin, stell dir vor, es gibt Einigkeit und jeder macht mit.
Einigkeit aber setzt Freiheit voraus, jeder von uns hat das Recht auf Freiheit und dieses Recht ist immer „die Freiheit des Anderen“. Im Respekt dieser globalen Freiheit liegt die Toleranz.
Freiheit beginnt (und endet) in unseren Köpfen, in unserem Bauch, in unserem Herzen. Erst wenn wir das begriffen haben, können wir Einigkeit und Recht und Freiheit mit denen singen, die unser Bett, unseren Tisch unsere Wohnung, unser Haus, unsere Arbeit, unsere Stadt, unser Land, unseren Kontinent und unseren Planeten teilen.
Und wir verstehen, dass Freiheit auch in einem Rollstuhl, in einer Gefängniszelle in einem Land hinter einem eisernen Vorhang existierte. Diese Erkenntnis bedeutet das Ende der
A N G S T vor Gefangenschaft und die Geburt des M U T E S.
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