99 Jahre alt geworden wäre. (*12. November 1915 / +17. März 2001)
Ich war so gar nicht mehr eingeplant, das jedenfalls hat mir meine Mutter so erzählt, doch die Natur sah es anders vor. So wurde eine komplett neue Babyausstattung gekauft, vom Strampler über den Kinderwagen und ganz besonders ein tolles Himmelbett aus Korbgeflecht mit gedrechselten Füßen, ausgeschlagen mit Stoff und Rüschen.
So war der Startschuss zur Geburt gegeben, genau am Geburtstag meiner Mutter!
Es war die Zeit des Aufschwungs in Deutschland, die „Moderne“ war angesagt, doch meine Mutter, d.h. insbesondere meine Eltern, waren eher vom uralten „Schlag“. Somit hatten wir so einige Wort-/Gefechte auszuhalten, sie von mir und ich von ihr, was durch den Altersunterschied und ihrer Einstellung wohl ganz natürlich war. Meine Mutter wusste es nicht besser, denn letztlich hat sie das weitergegeben, wie es ihr vertraut und bekannt war. Dazu zählte eben auch, dass „Mädchen“ dieses oder jenes Verhalten haben „müssen“.
Doch ich als kleine Revoluzzerin „musste“ erst mal nix und so gab es immer wieder Probleme in unserer Tochter-/Mutterbeziehung. Im Alter legte sich das ein wenig, aber nicht wirklich, von mir hat sich jedoch meine Mutter jede Menge „sagen lassen“ wozu meine wesentlich älteren Geschwister nie im Leben den Mut gehabt hätten. Klar war auch, dass ich dafür einiges hab‘ einstecken müssen.
Sicherlich haben wir beide voneinander gelernt. Mir ist bewusst, dass ich ohne die Kraft und Stärke meiner Mutter, nie auf dieser Welt wäre. Denn meine Mutter hat meine Geschwister durch den Krieg gebracht, denn sie stand ganz alleine da, weil mein Vater an der „Front“ für einen Irrglauben kämpfen musste.
In kalten Winterabenden saßen wir zusammen und sie hat von ihren Abenteuern während der Kriegszeit erzählt. Als kleines Mädchen war es für mich wie ein Krimi, wenn sie von ihren Hamstertouren erzählte, die bis nach Süddeutschland gingen. Hochschwanger ist sie auf fahrende Züge aufgesprungen und vor der „Kontrolle“ der Besatzer wieder abgesprungen, um ihre Tauschware nicht weggenommen zu bekommen. Sie hat ihr Leben riskiert, um meine Geschwister einen vollen Bauch zu bescheren, dafür bin ich ihr sehr dankbar.
Ihr Leben war gewiss nicht einfach und sie hat schwere schlimme Zeiten durchstehen müssen. Aber sie konnte auf ihrem Konto LEBEN auch viel Gutes verbuchen. So hatte sie 55 Jahre lang meinen Vater an ihrer Seite, der sie zeitlebens immer geliebt und geachtet hat. Beide sind durch Dick und Dünn gegangen, haben gestritten und sich wieder versöhnt, ihre Goldene Hochzeit durften sie noch erleben und der Tod von meinem Vater im Jahr 1989 hat sie sehr getroffen. Sie ist nie wirklich darüber hinweggekommen.
Ganz sicher bin ich mir, beide sind jetzt im Jenseits wieder vereint und schauen auf mich, heute, an meinem Geburtstag, der auch der IHRE gewesen wäre …
… ich verneige mich vor deiner Kraft und Stärke, liebe Mama …
... Happy Birthday … wo immer du jetzt bist …
©Fotos + Text: Marianne Langenbach
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